Offshore-Finanzplätze (offshore financial centres, OFCs)

Trotz des Namens nicht unbedingt Inseln, sondern allgemein Territorien (im Englischen: jurisdictions), in denen der Finanzsektor einen beträchtlichen und unverhältnismässig hohen Anteil der Wirtschaftsaktivitäten ausmacht. Nach anderer Definition Gebiete, in denen die Finanzindustrie vor Ort den Hauptanteil der Transaktionen mit Personen ausserhalb des Gebiets abwickelt und die Finanzinstrumente (wie etwa die Verbriefung von Guthaben [asset securisation] zur Verfügung stellt, die in anderen Ländern (noch) nicht möglich sind. In rechtlicher Hinsicht international ausgerichtete Finanzplätze, die von Aufsichtsbehörden gar nicht oder allenfalls sehr lasch reguliert werden. Auch ist die Durchsetzbarkeit von Rechtsansprüchen unter Umständen nicht gewährleistet. Hierzu zählen derzeit (Ende 2007) vor allem Bahamas, British Virgin Islands, Cayman Islands, Barbados, Bermudas, Channell Islands, die Niederländischen Antillen und Panama. -Die Nachfrage nach dort begebenen Wertpapieren speist sich zu einem grossen Teil aus Schwarzgeld (nicht der Steuerbehörde angezeigte Einnahmen), Geldzuflüsse aus kriminellen Geschäften, einschliesslich Drogengeld sowie aus dem Geld solchern Anlegern, die von der hohen Zinsabschlagsteuer in ihren Heimatländern abgeschreckt werden. -Viele nationale Aufsichtsbehörden verlangen von ihren Banken eine sehr hohe Eigenkapital-Unterlegung bei Krediten in Offshore-Finanzplätze. Dadurch werden entsprechende den Geschäfte unrentabel. Man nennt dieses Vorgehen der Aufsichtsbehören oft eine indirekte Beaufsichtigung der Offshore-Finanzplätze. Siehe Agiotage, Ausschuss-Wahn, Bad Bank, Beaufsichtigung, indirekte, Blind Pool, Daimonion, Domizil-Verschleierung, Firmenbestatter, Geheimtip, Hawala, Kapitalmarkt, grauer, Meldeverfahren, Nominee, Racheengel, Schattenbanksystem, Schwindelbank, Straitjacking. Vgl. Jahresbericht 2003 der BaFin, S. 32, Jahresbericht 2006 der BaFin, S. 64 (Gespräche mit Behörden der Offshore-Zentren im Rahmen der IOSCO).

© Universitätsprofessor Dr. Gerhard Merk, Universität Siegen

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